In den letzten paar Wochen rieb ich mir des öfteren verwundert die Augen: Fissler, renomierter Hersteller allerlei hochwertigen Kochgeschirrs, trommelt seit einiger Zeit vehement und lautstark für das schnelle Kochen per Schnellkochtopf. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht hier und da die Vorzüge von Schnellkochtöpfen angepriesen werden. Der Grund für die verstärkte Aufmerksamkeitshascherei: Fissler hat es geschafft, seinen Schnellkochtöpfen der vitavit® edition- und premium-Klasse zu einem digitalem Zugang zu verhelfen. Mittels eines “Adapters” – dem vitacontrol® digital – plaudert der Schnellkochtopf während des Kochens mit deinem Handy oder Pad, welches aber die “Cooking App” von Fissler installiert haben muss. Fissler verspricht mit diesem System permanente Kontrolle über den Zustand des Systems “Schnellkochtopf“.
Ich finde ja, dass dies ein recht witziger Schachzug von Fissler ist. Normalerweise ist das, was im Inneren eines Schnellkochtopfs vor sich geht, dem kochenden Koch ein kleines Rätsel, denn Schnellkochtöpfe bestehen nun mal oft aus undurchsichtigem Edelstahl. Das ganze Schnellkochsystem ist hermetisch abgeriegelt, so dass ein Blick ins Innere des Topfes während des Kochens ausgeschlossen ist. Dies ist übrigens eine der Hauptursachen dafür, dass sich der Schnellkochtopf noch keiner all zu großen Verbreitung erfreuen kann und quasi noch ein Geheimtipp-Dasein fristet. Ich lese häufig von Schnellkochtopf-Verweigerern, dass gerade das häufige “in-den-Topf-gucken” dem Kochen das gewisse Maß an Spaß verleiht. Genau diesen Spaßfaktor bietet ein Schnellkochtopf eben nicht, wenn er schnell kochen soll. Folglich stellt ein Schnellkochtopf, einmal bestückt und in Gang gesetzt, die Geduld des Kochs oder der Köchin auf eine harte Probe. Und ständig diese bohrenden Fragen, ob die Linsen gerade anbrennen, die Nudeln sich verheddern, das Gemüse noch zu hart ist oder der Reis zu einem unansehnlichen Klumpen vermanscht. Dabei bieten Gartabellen (Gemüse – Fleisch) gerade dafür eine nicht zu unterschätzende Hilfestellung.
Ich denke, dass Fissler mit dem vitacontrol® digital genau diesen Menschen den Schnellkochtopf schmackhaft machen möchte. Denn über diesen Adapter werden über die Cooking App ständig Informationen an das Handy des Kochs gesendet und wenn der kein Smartphone oder Pad zur Hand hat, dann reicht auch das kleine Display des Adapters selbst. Es ist quasi so, als ob man eben doch ein ganz kleines bisschen in den Schnellkochtopf “hinein gucken” kann. Das Display blinkt die Druckverhältnisse in die Küche (zeigt, wann der Herd zurückgeschaltet werden muss (gelbes Blinken), wann die gewünschte Gartemperatur erreicht ist (grünes Blinken) und warnt, wenn die Temperatur im Topf zu hoch ist (rotes Blinken) – Auszug aus der Bedienungsanleitung), gibt Auskunft über die verbleibende Garzeit und soll angeblich sogar auf das Wechseln des Dichtungsrings hinweisen. Letzteres habe ich erst vor geraumer Zeit auch machen müssen: ich hab’s am Kochvorgang gemerkt – ohne Display!
Über die App kann man wohl die Art des Gerichts einstellen, welches man im Schnellkochtopf zu kochen beabsichtigt. Der Digitaladapter wird auf der Kochkrone des Schnellkochtopfs befestigt. Anschließend beginnt dann die App damit, alles weitere per “Anleitung” dem Koch zu flüstern, der ab sofort zum Schnellkoch-Gehilfen “degradiert” wird: er muss nur noch den Anweisungen Folge leisten. Eines aber muss der digital-ambitionierte Schnellkocher dennoch manuell machen: die Garstufe am Ventil richtig einstellen. Ich nehme mal an, dass die korrekte Einstellung auch durch die App geflüstert wird, aber beweisen kann ich es nicht.
Eigentlich wollte ich das selbst mal testen und anschauen, aber ich besitze noch immer meinen (ur)alten Fissler vitavit® Royal. Der ist absolut digitalresistent. Ich kann dem mein Handy zeigen und damit vor ihm herumwedeln – mein Schnellkochtopf quittiert das maximal mit etwas enthusiastischerem Dampfausstoß oder einem verlegenen Blubbern aus der Kochkrone. Im Grunde genommen macht mein Fissler vitavit® royal aber absolut nichts anderes als ein Fissler vitavit® edition oder Fissler vitavit® premium: ich muss
- den Schnellkochtopf füllen
- schließen
- die Garstufe einstellen
- für Energie sorgen
- nach erreichen der Garstufe die Energie weitgehend entziehen
- warten bis die Garzeit vorbei ist
- die Energie ganz abschalten
- warten bis der Druck sich verdrückt hat
- den Schnellkochtopf öffnen
- essen (nicht den Schnellkochtopf, sondern seinen Inhalt!)
und hin und wieder
- das Ventil reinigen
- den Dichtungsring wechseln (sehr selten!)
- den Schnellkochtopf loben (oft) und ab und an streicheln (Selten!)
(Spekulatives) Fazit zum Fissler vitacontrol® digital
Letztlich stellt sich die Digitale Schnellkochtopf-Revolution von Fissler als ein nettes Gimmick heraus, welches vielleicht dem einen oder anderen verzagten Schnellkocher zu neuem Mut verhilft oder den Schnellkochtopf als Geschenk für Nerds in Spiel zu bringen vermag. Ohne einen Fissler vitavit® edition oder Fissler vitavit® premium zu besitzen und damit qualifiziert genug für den Einsatz eines Fissler vitacontrol® digital – Adapters zu sein, kann ich über den weiteren Nutzen nur spekulieren, was ich an dieser Stelle aber unterlasse. Vielleicht hast du ja das entsprechende Equipment bereits daheim und getestet? Schreibst du mir bitte einen kleinen Erfahrungsbericht? Das wäre super nett von Dir. Danke schon mal im Voraus!
Hallo,
Ich bin im Besitz des Vitacontrols inkl Bluetooth und des 4,5 L vitafit edition Topfes, der klarer Kaufgrund war für mich eindeutig die Möglichkeit mir mit dem Tablet die Steuerung anzeigen zu lassen. Der normale Timer hat zwar die gleiche Funktion aber es ist unabdingbar in Sicht/Hörweite des Topfes zu bleiben. Mit den Einzug des digitalen Kochens in der Küche wird es bald bestimmt auch möglich sein seinen Herd mit einer App zu bedienen – ich warte ja Sehnsüchtig auf solche gimmicks – und Fissler hat sich damit schon innovativ im Markt platziert.
Warum ich mich für die Editionsserie entschiede habe war das mir die langen Griffe der anderen Serien nicht gefallen, meine Angst bei benutzung anderer Kochplatten und das schmelzen des danebenstehenden SKTs war mir zu hoch. Auch der Platz im Küchenschrank ist in meinen Augen besser ausgenutzt.
Die App von Fissler ist absolut noch verbesserungswürdig (mengenumrechner in der Rezeptgalerie und die Möglichkeit verschiedene Timer gestaffelt durchlaufen zu lassen)
Was mir auch noch gefallen hätte wäre das der Vitacontrol auf Befehl abdampfen oder die Garstufe verstellt, naja 10 Jahre soll so ein Topf halten (und die Garantierte Ersatzteilversorgung von Fissler) warten wir auf das neue Modell
Liebe Lea, vielen Dank für deine Erfahrungen mit dem neuen Fissler-Schnellkochtopf! Ich hoffe du hast deinen Spaß damit. Vielleicht springt ja ein Rezept für mich dabei raus. :)
Liebe Grüße vom Bodensee
Jörg
Die Frage nach dem Preisunterschied ist einfach zu beantworten: die teure Variante besitzt eine Bluetooth-Anbindung an das Smartphone. Sie erlaubt es, Garzeiten aus dem Smartphone auf das Steuerteil zu übertragen. Außerdem überträgt sie den Status des Kochtopfes auf das Smartphone. Man kann also auf dem Smartphone überwachen, ob die Kochtempertatur hoch genug ist und wie lange der Topf noch kochen muss.
Die Billig-Variante ist dagegen “nur” ein Timer, der direkt am Kochtopf anzeigt, ob die Temperatur zu hoch oder zu niedrig ist.
Der Preisunterschied ist heftig, aber die Bluetooth-Variante hat was…
Ich bereite übrigens gerade einen Test des Topfes vor. Er wird demnächst auf http://www.zonenblog.de erscheinen.
Frank – vielen Dank für die Info. Die Bluetooth-Connection hat schon was, das gebe ich gern zu. :) Ob sie den gewaltigen Unterschied rechtfertigt … nun ja, echten Schnellkochtopf-Nerds ist’s vielleicht egal. Wir werden sehen, wie sich die Innovation schlägt. :)
Grüßle vom Bodensee
Jörg